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Interview mit Moritz Pröll aus der Serie "Fragen zur Kunst"

Als ich 2018 auf der Blickfang Wien die Möbelentwürfe von Moritz Pröll das erste Mal sah, war ich gleich begeistert von dem zeitlosen, aber dennoch außergewöhnlichem Design. Seine Möbel erfüllen weit mehr als ihren funktionalen Zweck, sie sind vielmehr wahre Eyecatcher in jedem Raum. Das wandelbare Sideboard "Telescope" mit dem farbigen "Geheimfach" hat es mir besonders angetan und steht ganz oben auf meiner Wunschliste!


Moritz Pröll © Jannis Hanfeld


Moritz Pröll (geb. 1997 in Linz) absolvierte erfolgreich die Bautechnik-HTL in Linz mit Spezialisierung in Holzbau. Da sein Interesse von jeher der handwerklich-kreativen Gestaltung von Holz galt, erlernte er zusätzlich, teilweise auch autodidaktisch, das Tischlerhandwerk. 2018 gründete Moritz Pröll schließlich sein eigenes Designlabel, das mittlerweile auch mit internationalen Design-Awards ausgezeichnet wurde. In Österreich ist er regelmäßig auf Designmessen vertreten und seit Anfang 2021 sind seine Möbelentwürfe im eigenen Showroom in Weißkirchen an der Traun, in der Nähe von Wels, zu bewundern und natürlich auch zu erwerbe


Schauraum in Weißkirchen an der Traun © Moritz Pröll



Lieber Herr Pröll,



wie und wo lassen Sie sich für Ihre Entwürfe inspirieren?

Inspiration finde ich auf ganz unterschiedliche Art und Weise - unabhängig von Ort und Zeit. Meist führen viele Eindrücke und Erlebnisse in verschiedensten Situationen zu Inspirationen für neue Werke. Allerdings oft ganz unterschwellig, ohne zu wissen, woher ein bestimmter Gedanke oder eine Idee kommt. Das wichtigste für neue Entwürfe ist gedanklicher Freiraum. Besonders in der Natur und beim Sport kann ich „abschalten“ und Energie für neue Projekte tanken. Bei jedem Entwurf ist mein Ziel, Neues zu schaffen, etwas noch nicht Dagewesenes zu kreieren. Daher versuche ich bewusst, mich nicht zu stark an Bestehendem zu orientieren. Schlussendlich führt nur die intensive Auseinandersetzung mit einer Idee und der Ausarbeitung verschiedenster Entwürfe zu einem neuen Design.


Wie würden Sie Ihren eigenen Einrichtungsstil beschreiben? Gibt es in Ihren Wohnräumen auch Möbel anderer DesignerInnen?

Im Gegensatz zu meinen Kundenprojekten, bei denen stets ein moderner und minimalistischer Stil die Entwürfe und Konzepte prägt, bevorzuge ich selbst einen bunten Stilmix. Ein stimmiges Gesamtkonzept soll es dennoch sein, allerdings bin ich in den eigenen vier Wänden auch gerne experimentell und füge unterschiedlichste Objekte und Gegenstände zusammen. Besonders skulpturale Objekte haben es mir angetan. Natürlich sind in meinen privaten Räumlichkeiten vorrangig eigene Kreationen vorzufinden, allerdings nicht ausschließlich. Einige der Möbelstücke und Accessoires sind die Prototypen vergangener Jahre und die Stücke meiner Anfänge. Manche Objekte verbinde ich mit schönen Erinnerungen und besonderen Erlebnissen. Doch eines ist mir besonders wichtig: Ein bisschen ausgefallen müssen die Stücke sein! Wichtig ist mir dabei, die Räume als Gesamtes wahrzunehmen und bei genauerer Betrachtung interessante Details zu entdecken. Ein Einrichtungsmix, der Geschichten erzählt…


Erzählen Sie uns über Ihre/n /LieblingsdesignerIn. Was schätzen Sie an ihm/ihr? Besitzen Sie eine Arbeit von ihm/ihr und wo steht oder hängt es?

Ich hatte nie einen bestimmten Lieblingsdesigner oder eine Lieblingsdesignerin. Vielmehr beschäftige ich mich mit unterschiedlichsten Werken, unabhängig vom Erschaffer. Teils stört es mich sogar, dass gewisse Kunst- oder Designobjekte aufgrund des berühmten Schöpfers so „gehyped“ werden. Kunst ist etwas sehr Subjektives und je weniger man über ein Objekt weiß, desto „ehrlicher“ und unvoreingenommener kann man es betrachten und sich eine persönliche Meinung bilden. Es gibt verschiedene Künstler und Designer, die mich faszinieren und deren Werke ich sehr schätze. Mir geht es um das Gefühl, welches das Objekt bei mir selbst auslöst. Besonders inspirieren mich auch Werke, die ein bisschen herausstechen - und vielleicht bei dem einen oder anderem Fragen aufwerfen.

Sideboard Telescope © Moritz Pröll


Design gestern und heute - was hat sich Ihrer Meinung nach am meisten verändert?

Ich denke, dass Design früher - insbesondere vor dem Bauhaus-Stil - konventioneller war. Die Funktionalität und die Lebensdauer der Objekte waren dabei ausschlaggebend, weniger das Erscheinungsbild. Design diente dazu, Dinge zu verbessern oder beispielsweise die Benutzerfreundlichkeit und Handhabung zu erhöhen. Möbel wurden damals primär von Hand gefertigt und sollten ein Leben lang als Gebrauchsgegenstand dienen. Dieser Aspekt war sicherlich ausschlaggebend für die Formgebung vieler Objekte. Heutzutage kann mittels hochtechnologischer Materialien und modernster Maschinen nahezu jedes erdenkliche Design und jede Form umgesetzt werden. Es steht häufig vielmehr das Konzept und die Optik im Vordergrund. Ich bin der Meinung, dass Design vor einigen Jahrzehnten teils durchdachter war. Heutzutage sind es oftmals kurzanhaltende Trends oder zielgruppenorientierte Entwicklungen, die viele Designs definieren, um möglichst hohen Profit zu erzielen. Der Grundgedanke, durch Design Dinge zu verbessern, geht dadurch teilweise verloren. Wobei ich zu diesem Ansatz sagen muss, dass dies auch nicht eine zwingende Anforderung an jeden Entwurf sein muss. Doch am meisten hat sich geändert, dass es heutzutage eine wesentlich größere Auswahl an Produkten gibt und „Design“ vielseitiger und „offener“ ist. Design ist somit verständlicher geworden und in nahezu jedem Gegenstand vorzufinden. Damals prägten vorrangig die Epochen und die jeweiligen Merkmale den Stil der Objekte. Interessant ist, dass viele Objekte des Bauhaus-Stils kaum von modernen Designs zu unterscheiden sind und bereits damals viele experimentelle Techniken angewendet wurden.


Woran arbeiten Sie gerade? Möchten Sie uns einen kurzen Einblick in ein aktuelles oder ein zukünftiges Projekt geben?

Seit einigen Monaten arbeite ich an einer großen Produktentwicklung - ein interessantes Zusammenspiel aus Funktionalität und Ästhetik sowie der technischen Umsetzung und seriellen Herstellbarkeit. Doch Genaueres kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erzählen, da der Product-Launch noch bevorsteht. Zugleich entwickle ich neben meinen Kundenprojekten laufend neue Konzepte für meine Möbelkollektion. Das neueste Stück werde ich im Oktober 2021 in der Wiener Hofburg im Rahmen des „Design Districts 1010“ präsentieren - ein geschwungenes Bücherregal mit strahlenförmigen Regalfächern.

Bücherregale Floating & Astrapia © Moritz Pröll


Herzlichen Dank für das Interview!


Kontakt:

Tel. +43 660 900 79 80

BÜRO: Römerstraße 77b, 4020 Linz

SCHAURAUM: Obere Dorfstraße 39, 4616 Weißkirchen an der Traun


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