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Interview mit Kristian Scheed aus der Serie "Fragen zur Kunst"


Der Name Kristian Scheed ist eng mit historischen Uhren des 17. bis 19. Jahrhunderts verbunden. Sein ehemaliges Eckgeschäft "D & S" in der Wiener Dorotheergasse mit den zahlreichen tickenden Antiquitäten in den großzügigen Auslagen ist Uhrliebhabern und Innenstadtflanierern noch gut in Erinnerung. Als Uhrenexperte des von ihm mitbegründeten Auktionshauses im Kinsky hat er mir während meiner dortigen Tätigkeit vieles über Uhren gelehrt. So manches technische Detailwissen über den Mechanismus barocker Uhrwerke hat sich bei mir leider wieder verflüchtigt, doch unsere Freundschaft ist zum Glück geblieben.


Uhrenexperte Prof. Kristian Scheed © Andreas Lepsi


Kristian Scheed erlernte ursprünglich den Beruf des Sonderpädagogen, den er auch viele Jahre ausübte. Neben seiner Lehrtätigkeit galt seine große Leidenschaft jedoch schon immer der Kunst und Literatur, die letztendlich 1980 zu dem Entschluss führte, gemeinsam mit einer Partnerin ein kleines Geschäft für historische Uhren und Gemälde in der Wiener Innenstadt zu eröffnen. Aus dem kleinen Geschäft wurde bald ein Großes (D & S), das in einer ehemaligen Diskothek in der Dorotheergasse genügend Platz für die unterschiedlichen Bereiche (Möbel, Gemälde, Skulpturen) der österreichischen Kunst bot. Der Spezialisierung auf österreichische Uhren des Barock und Biedermeier blieb er aber weiterhin treu. Er ist Gründungsmitglied des Auktionshauses im Kinsky, dessen Anteile er im Jahr 2000 verkaufte. Seit 2009 ist Kristian Scheed selbständiger Kunstexperte und Teilhaber von Lilly's Art in der Plankengasse.


Lieber Herr Scheed,



weshalb ist Kunst in Ihrem Leben so wichtig?

Wie wichtig Kunst für mein Leben ist, soll schon die Tatsache beleuchten, dass ich nach fundierter Ausbildung zum Sonderpädagogen und zehn Jahren erfolgreicher Tätigkeit nicht anders konnte, als mein Hobby und mein größtes Interesse, die Kunst, zu meinem Beruf zu machen. Kunst ist manchmal einfach schön, Kunst kann spannend und herausfordernd sein, Kunst kann neue Horizonte erschließen. Der Handel mit Kunst, wie wir ihn bei Lillys Art betreiben, bedeutet, an jedem Objekt dreimal Freude zu haben - beim Kauf, bei der Präsentation und schlussendlich dann, wenn wir es im richtigen Umfeld passend platzieren können. Diese Energie erhellt das Leben und erfüllt - was kann schöner sein?


Lassen Sie sich beim Einrichten Ihrer privaten Räume professionell beraten und wie würden Sie Ihren Einrichtungsstil beschreiben?

Mein Einrichtungsstil ist meinem Inneren angeglichen, und auch dem Motto unseres Kunsthandels. Beschrieben mit einem Schlagwort kann man ihn mit "Crossover Collecting" beschreiben. Meine Vielschichtigkeit hindert mich daran, in nur einer Stilrichtung verhaftet zu sein. 2 Kriterien bestimmen meine Auswahl - das spontane Gefallen und der Anspruch an die Qualität. Stilrichtung ist hier keine Vorgabe; meine Einrichtung ist für mich stimmig, wohl kombiniert, aber nicht stilrein. Sie reicht von der Gotik bis zur Jetztzeit.

Dennoch freue ich mich manchmal über die Kontrolle und die ordnende Hand des professionellen Helfers....



Gibt es eine Antiquität oder ein Kunstwerk, das Sie gerne in Ihrer Wohnung aufstellen bzw. aufhängen würden? Wo wäre dafür der beste Ort?

Bedauerlicherweise fehlt in meinen Wohnräumen der freie Platz, wie wohl bei jedem enthusiastischen Kunstliebhaber. Entweder muss ich mit einer neu erworbenen Uhr oder einem Gemälde wie eine Katze mit ihren Jungen herumgehen, oder ich bitte den Profi, mir einen Rat zuteil werden lassen. Meine neueste Idee allerdings bedarf zur Umsetzung nur des nötigen Kleingeldes: Drei 2,5 m hohe Figuren des Künstlers Oskar Höfinger. Die kommen in den Garten.



Was war/ist für Sie und Ihren Beruf die größte Herausforderung in der Zeit der Coronapandemie?

Während der Pandemie galt meine größte Aufmerksamkeit dem Schutz der Gesundheit und meiner Familie und Freunde. Gleich danach kam aber die "pandemiegerechte" Bearbeitung der erfreulich vielen Anfragen unserer Kunden und das gesetzeskonforme "click and collect" in Form von Lieferung bestellter Kunstobjekte vor die Wohnungstüre ohne jeden Kontakt. So kamen wir unerwartet ganz gut über die schwierigen Runden. Allerdings muss ich zugeben, dass ich todfroh bin, mit meinen Kunden und Interessenten wieder persönlich unter Beachtung der Regeln geschäftlichen Kontakt haben zu können.



Haben Sie Tipps für werdende KunstsammlerInnen, die diesen beim Aufbau einer Sammlung helfen könnten?

Werdende SammlerInnen neigen oft dazu, Ansammler zu werden, also Quantität weit über Qualität zu stellen. Davon rate ich aus der Sicht des Sammlers und Experten, aber auch aus der des anlagebewussten Menschen ab.

Mein Tipp: Statt unreflektiertem, selbst zusammengerafftem Mehr ein durch Profis oder Experten geführtes Weniger. Da bleibt die Freude und mit großer Sicherheit der Wert erhalten.



Herzlichen Dank für das Interview!


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