Mit der Expertin für Klassische Moderne aus dem Auktionshaus im Kinsky verbindet mich nicht nur die Liebe zur Kunst und eine lange gemeinsame Zeit als Arbeitskolleginnen. Aus unserem beruflichen Austausch ist rasch eine beständige Freundschaft geworden. Die zusammen erlebten Momente (interessanter, humorvoller oder skurriler, aber auf jeden Fall bereichernder Natur) auf unseren zahlreichen Akquisitionsreisen im In- und Ausland könnten wohl ein ganzes Buch füllen.
Claudia Mörth-Gasser © Auktionshaus im Kinsky
Die Kunsthistorikerin Claudia Mörth-Gasser gehört seit ihrem Studienabschluss zum fixen Team des Wiener Auktionshauses im Kinsky, wo sie seit vielen Jahren die Sparte der Klassischen Moderne leitet. Zu ihren wichtigsten Tätigkeiten zählen die Akquisition von Kunstwerken, deren Einschätzung, fundierte Recherche und Beschreibung für den Auktionskatalog. Seit 2020 ist sie auch als Auktionatorin im Kinsky tätig.
Liebe Frau Mörth-Gasser,
seit wann beschäftigen Sie sich mit Kunst und welchen Stellenwert hat Kunst in Ihrem Leben?
Meine intensive Auseinandersetzung mit Kunst begann während meines Studiums der Kunstgeschichte an der Uni Wien. Als ich 2002 im Auktionshaus im Kinsky zu arbeiten begann, war das Thema „Kunst und Markt“ jedoch im Grunde Neuland für mich, eine Welt, die mich schnell in ihren Bann gezogen hat und die mir mit den Jahren immer vertrauter wurde. Von Beginn an war ich begeistert von der Beschäftigung mit dem Original und ich empfinde es nach wie vor als Privileg, täglich von Kunst umgeben zu sein.
Umgeben Sie sich auch in Ihren privaten Räumen mit Kunst? Wie würden Sie Ihren Einrichtungsstil allgemein beschreiben?
Ja, Kunst ist definitiv ein wichtiger Teil unserer Wohnräume - der Leere von weißen Wänden kann ich wenig abgewinnen. Als ich vor Jahren mein erstes, selbst erworbenes Bild in meine damalige Wohnung hängen konnte, war das ein besonderer Moment. Seither sind weitere Bilder hinzugekommen und die Freude, die ich empfinde, wenn ich jenen Platz in unserer Wohnung oder unserem Ferienhaus finde, an dem das Kunstwerk am besten zur Geltung kommt, ist nicht geringer geworden.
Prinzipiell finde ich, die Räume, in denen man lebt, sollten Individualität „atmen“ und den eigenen Charakter in gewisser Weise widerspiegeln, denn nur so können sie auch Orte sein, wo man sich wohl und geborgen fühlt.
Ich mag Kontraste – und so sind einzelne alte Lieblingsstücke in einem an sich modernen Ambiente für mich kein Widerspruch. Im Gegenteil, einen Biedermeier-Bücherschrank mit modernen Möbeln zu kombinieren, finde ich reizvoll. Wichtig ist mir auch eine gewisse Großzügigkeit und Offenheit von Wohnräumen ohne allzu viel Überladenheit in der Einrichtung. Das Altbauflair mit offenen Flügeltüren, wo Blicke von einem Zimmer ins nächste frei gegeben werden, hat es mir seit jeher angetan.
Erzählen Sie uns über Ihre/n LieblingskünstlerIn. Was schätzen Sie an ihm/ihr? Besitzen Sie ein Werk von ihm/ihr und wo hängt es?
Einen Lieblingskünstler zu nennen, fällt mir schwer. Von den vielen Malern, deren Arbeiten mich begeistern, greife ich einen zeitgenössischen heraus, weil ich von ihm zwei wunderbare Bilder - ein ganz kleines und ein sehr großes - besitze: es ist Martin Schnur. Mich fasziniert sein suggestives Spiel mit Realitätsebenen, Spiegelungen und Bild-im-Bild-Motiven. Meine Bilder von Schnur haben in unserem Esszimmer ihren perfekten Platz gefunden.
Kunst als Investment. Wie stehen Sie dazu?
Den Gedanken von Kunst als bloßes Investment finde ich befremdend und halte ihn auch für problematisch. Natürlich soll sich der Wert von Kunst auch in nüchternen Zahlen niederschlagen, wird aber die emotionale Ebene beim Kauf von Kunst völlig ausgeblendet und fehlt die Leidenschaft und Freude, so geht ein wesentlicher Teil von dem, was Kunst für uns bedeuten und wie sie uns bereichern kann, verloren.
Haben Sie einen Tipp für werdende Kunstsammler?
Um ein Gespür für den Kunstmarkt zu entwickeln, ist es wichtig, sich gut zu informieren und sich von Menschen mit Fachkenntnis beraten zu lassen.
Ebenso bedeutend ist es, den eigenen Blick zu schärfen. Wer viel sieht und sich mit Originalen auseinandersetzt, lernt, dem eigenen Auge zu vertrauen. Im besten Fall ist man dann fähig, in der Vielfalt des Angebots das Besondere für sich zu entdecken.
Herzlichen Dank für das Interview!
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